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Storytelling mit den Sozialen Netzwerken – Storify und Atavist

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von Michael Siess

Die Bedeutung der sozialen Medien im Internet hat in den letzten Jahren zugenommen und der Siegeszug von Google+, Twitter, Instagram und Co. scheint unaufhaltsam. So stieg beispielsweise die Nutzerzahl von Facebook seit 2008 beachtlich an. Auch oder gerade deswegen versuchen Storytelling-Plattformen vermehrt Social-Media-Beiträge in ihre journalistischen Beiträge zu integrieren. Sowohl bei Storify als auch bei Atavist ist das möglich. Doch ist das was für die Zukunft?

Was sind Storify und Atavist?

Sowohl Storify als auch Atavist sind begrenzt kostenlose Storytelling-Tools, die bereits entstandenen Online-Content als Fundament verwenden um (journalistische) Geschichten neu zu verpacken oder Reaktionen auf Live-Events oder besondere Ereignisse festzuhalten. Atavist bewegt sich hierbei eher auf der „klassischen“ journalistischen Ebene, während Storify ausnahmslos auf Social Media Beiträge von Facebook, Twitter, Google+ und Co. zurückgreift, um daraus eine neue Erzählperspektive zu erstellen.

„Klassisch“ bei Atavist bedeutet, dass auf uns schon bekannte Werkzeuge bzw. journalistische Online-Darstellungsformen zurückgegriffen werden. Hier steht in Mittelpunkt meist ein Text, der mit Bildern, Videos, Grafiken und Social-Media-Einbettungen anschaulicher gestaltet wird.

Anders ist das bei Storify. Dort steht der Social Media-Content im Mittelpunkt der Geschichte und mit Tweets, Facebook- oder Google+-Posts wird ein Erzählstrang aufgebaut, der nicht vom Journalisten persönlich stammt, sondern der durch die User von Twitter und Co. generiert wird. Dem Journalisten fällt dabei eine Ordnungsaufgabe zu. Er sortiert die Posts, bringt sie in eine sinnvolle Reihenfolge und baut dort textliche Überbrückungen, wo sie notwendig sind. Sowohl Tweets bzw. Posts von Prominenten als auch von „normalen“ Nutzern werden bei Storify-Geschichten eingebettet.  Auch Videos, die z.B. bei YouTube hochgeladen worden sind, können in die Story integriert werden.

Wie erzählt man mit den sozialen Medien eine Geschichte?

Eines vorab: um eine journalistische Geschichte aus Beiträgen von sozialen Netzwerken zu erstellen, bedarf es einen guten Überblick und wohl auch Organisationstalent. Denn die Tweets bzw. Posts müssen in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden. Die Bedienung von Storify ist dabei aber recht unkompliziert.

Mit dem simplen Drag-and-Drop-Verfahren können Online-Inhalte leicht eingebettet werden und direkt im Editor kann auch textlich ein Rahmen geschaffen werden. Der Storify-Autor kann seine Geschichte mit Inhalten verschiedener Social-Media-Kanäle anreichern und daraus ein „runde“ Story formen.

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So steht beispielsweise ein YouTube-Video im Mittelpunkt, dass mit User-Reaktionen darauf bei Facebook und Twitter ergänzt wird. Dann gibt es vielleicht noch ein Making Of-Bild vom Drehort des Videos, das bei Instagram veröffentlicht wurde, was dann passend dazu ebenfalls eingepflegt werden kann. Sogar über die beliebte Blog-Plattform WordPress ist es nun möglich, über ein Software-Tool die eigene Storify-Geschichte direkt zu integrieren.

Fazit und Ausblick

Sowohl Storify als auch Atavist sind Tools, die neue Formen des Journalismus bzw. Online-Journalismus anbieten und mit dessen Hilfe journalistische Geschichten auf eine neue Art und Weise erzählt werden können. Atavist richtet sich dabei eher am schon bekannten long form journalism oder narrative journalism aus, während Storify explizit die sozialen Netzwerke in die eigentliche Geschichte integriert bzw. sie sogar in den Mittelpunkt setzt.

Storify als Tool zur Erstellung der Darstellungsform “Social-Media-Geschichten” eignet sich perfekt, um Netz-Reaktionen einzufangen. Sei es nach einem großen Event, wie z.B. das Fußball Relegationsspiel 2015 zwischen Hamburg und Karlsruhe oder nach dem Tod einer bedeutenden Person, wie beispielsweise Nelson Mandela.

Wer aber erzählerisch freier in der Gestaltung des Beitrages sein möchte und eher zur “klassischen” Storytelling-Variante tendiert, dem sei Atavist wärmstens empfohlen.

Klar ist, dass der Journalismus von morgen sich weiter in diese Storytelling-Richtung entwickelt. Und klar ist auch, dass den sozialen Medien wohl eine immer größere Bedeutung zukommt, auch im Hinblick auf die Arbeit der Medienmacher. Doch ob die sozialen Netzwerke wie bei Storify später wirklich den Kern, den Hauptbestandteil der journalistischen Geschichte werden, das kann man nur mutmaßen.

Wer steckt hinter Storify?

Storify ist ein StartUp-Unternehmen und seit April 2011 der Öffentlichkeit zugänglich. Storify wird bei vielen Medienunternehmen als Chance verstanden, den User-Content besser in den journalistischen Prozess einfließen zu lassen, um auch der steigenden Interesse zur Interaktivität oder Beteiligung der Online-User gerecht zu werden. Sicherlich hat es auch den Reiz, “modern” zu wirken.

Burt Herman
Burt Herman

Im September 2013 wurde Storify an Livefyre verkauft, ein amerikanisches Technologie-Unternehmen.

Xavier Damman (CEO)
Xavier Damman (CEO)

Die Plattform wurde zudem hoch gelobt, unter anderem bei der New York Times. Storify wurde oftmals ausgezeichnet wie z.B. 2011 mit dem StartUp Accelerator at South by Southwest oder den Interactive Award 2013.

Gegründet haben Xavier Damman (CEO) und Burt Herman die Plattform Storify, auch als Mittel um weltweite Missstände zu thematisieren. Laut den Gründern sollen so die „digitalen“ Stimmen gehört und in einen (kritischen) Kontext eingeordnet werden. Das ganze Team von Storify besteht aus acht Leuten, die die Plattform weiter entwickeln.

Quellen

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